SOBER TRUTH - Psychosis

Tracklist:

  • Solitude
  • Akardos
  • Dark Valley
  • Ode To Reality (Zwischenspiel)
  • Riven
  • Horizon
  • Utopia
  • Sober (re-arranged)
  • Dying Dreams (Zwischenspiel)
  • Psychosis
  • Collapse Unplugged

Info:

VÖ: 23.02.2019

Label:  Taktart Records

Video:


Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  8,5  / 10



Ich verfolge die Bonner Formation Sober Truth schon seit langer Zeit. Die Band um Schramm's Torsten hat es nach Gründung 2007 bereits auch schon auf vier Alben gebracht. Auch das Nebenprojekt Caliber X ist mir ein Begriff, so daß ich mich immer auf eine neues Werk von Sober Truth freue. Es ist nun also wieder mal so weit und mit „Psychosis“ erscheint jetzt das fünfte Album, welches schon beim Anblick des Artworks, in rot und schwarz gehalten, Düsteres prophezeit.

 

Denn die Musik von Sober Truth ist alles andere als fröhlich. Vielmehr schlägt Torsten Schramm schon seit jeher lyrisch heftigere Töne an und leicht verdaulich sind eher Andere. Was auffällt ist, daß die Bonner von Album zu Album technisch immer besser werden. Trotzdem erkennt man einen Sober Truth Song sofort anhand des Gesangs, der dem Wahnsinn nahe, Aggressionen, Stimmungen und Angepisstheit auf eigene Art und Weise seinen Stempel aufdrückt. Musikalisch haben die Jungs und das Mädel (am Bass hat die Band eine Dame namens Jules Rockwell an Bord) in meinen Augen noch nie melodischere Passagen eingebaut, wie auf diesem Album. Gerade was Gitarrensoli betrifft, schlägt man neben allen Extremen immer wieder melodischere Töne an.

 

Beim Opener „Solitude“ ist das noch nicht der Fall. Hier herrscht im Prinzip Black-Thrash mit groovigen Riffs und abgefuckten Vocals. Doch schon das Gitarrensolo zeigt bei aller Frickelei den technischen Fortschritt bei Gitarrist Aaron Vogelsberg und Torsten selbst. Das folgende „Akardos“ beinhaltet dann Gitarrenparts die beinahe an melodischen Powermetal erinnern, der Gesang wirkt verzerrt und Jules' Bass lässt intensiv die menschliche Psyche von innen nach außen krempeln. Sehr intensive Nummer. Auch „Dark Valley“ operiert im Refrain beinahe schon eingängig, auch wenn der Gesang an sich seine Abgefahrenheit nicht verliert. Der Song beginnt recht verhalten, steigert sich dann in progressiven Zügen zu mehr Intensität.

 

Nach einem endzeitmäßigen Zwischenspiel („Ode To Reality“) lässt Drummer Sam Baw (cooler Name !) Marschrhythmen erklingen. „Riven“ ist so ein Song, der mit für Sober Verhältnisse extrem melodischen Gitarren aufwartet, Metal Riffs im Gepäck hat und mit dunklem Refrain auf Abgründigkeit hinweist. Letztendlich geht der Track dann noch steil ab. Licht am Horizont verspricht „Horizon“ mit einfühlsamem Start (Torsten, wo hast du nur auf einmal all die Melodien her ?) und stetig aufbauendem Songgerüst, bis dieser letztlich als Midtempo-Groover die Füße wippen lässt. Doch Sober Truth wären nicht Sober Truth, wenn sie diese Harmonie nicht mittels Break zerstören würden, was zwar erst einmal ruhig und mit gothic-artigen Vocals geschieht, dann aber in einen reinen Blackmetal-Gitarrenpart ausartet. Eingängig und sperrig, typisch Sober.

 

Achtung ! Progmetal ! „Utopia“ beginnt mit selbigen Riffs. Torstens Gesang grunzt aber förmlich, lässt also verwöhnte Ohren platzen und auch der Song an sich gewinnt zunehmend an Sperrigkeit. Das ist nicht immer einfach verdaulich, aber mit viel Liebe zum Detail arrangiert. Ein Bass Break und Spoken Words Part runden das Ganze ab. Nach einer räudigen, bösartigen Neu-Aufnahme von „Sober“, einem Song des Vorgängeralbums „Locust Lunatic Asylum“, mit dunklem Gesang und Thrash-Riffs gibt’s nochmals ein instrumentales Zwischenspiel („Dying Dreams“) in atmosphärischer, mystischer Art bevor man zum Titeltrack übergeht. Dieser punktet mit Akustikgitarre am Anfang, erneut sehr düsterem Gesang und zunehmender Härte, wobei viele Breaks den Song nahezu zerfetzen. Ein Soundtrack der vermaledeiten menschlischen Psyche, der man gegenübersteht und nie weiß, was als nächstes folgt.

 

Auf dem Album folgt zumindest „Collapse Unplugged“, die Abschlußnummer. Mundharmonika, Akustikgitarren und Westernstyle...der Song wird zwar nicht als Bonus ausgewiesen, ist aber eine stark abgewandelte, irgendwie lustige Form des gleichnamigen Songs, der ebenfalls auf dem Vorgängeralbum zu finden ist.

 

Sober Truth haben mit „Psychosis“ ihr abwechslungsreichstes, melodischstes und gleichzeitig sperrigstes Album herausgebracht, was der Faszination der Musik der Bonner keinerlei Abbruch tut. Die Umsetzung des sicherlich nicht einfachen Themas über die menschliche Psyche ist in meist düsterer Art vollkommen gelungen und die Band hat sich ihren ureigensten Spirit dabei bewahrt. Ein Sober Truth Song ist eben ein Sober Truth Song und mit sich immer steigernder Kompetenz wird man immer szenerelevanter und könnte mit etwas Glück bald durchbrechen. Wie immer ein Genuß der extremeren Art.  



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