FREQUENCY DRIFT - Last

Tracklist:

  • Traces
  • Diary
  • Merry
  • Shade
  • Treasured
  • Last Photo
  • Hidden
  • Asleep

Info:

VÖ:  19.02.2016

Label:  Gentle Art of Music


Bewertung:

Autor:  Kerbinator
Bewertung:  9 / 10



Die Bayreuther Formation Frequency Drift sind längst schon keine Unbekannten mehr im Prog-/Artrock-Sektor. Bereits fünf Alben lang präsentierte man uns schon das, was die Band selbst als Cinematic Music bezeichnet. Und jetzt legt man mit dem ambitioniertesten Werk bisher, „Last“, nach.  Da mir nur die Promo vorliegt, kann ich zum Booklet leider nichts sagen. Hier sollen sich allerdings Fotos befinden, zu welchem bei jedem einzelnen ein Song dazugehört. Die Lieder sind also Interpretationen der Fotos und sollen das sog. Kopfkino beim Hörer anregen. Im Prinzip stellt „Last“ wohl ein Konzept dar, bei welchem sich der Betrachter intensiv gedanklich mit den Fotos beschäftigt und dadurch nahe dem Wahnsinn verfällt.  

Das Albumcover zeigt ein solches, altes Foto mit zwei Mädchen. Ob dieses Foto zudem ein Querverweis auf die Frühphase der Band mit den „Personal Effects“ Alben, bei denen es um zwei Schwestern ging, sein soll, weiß ich nicht.  

 

Musikalisch nehmen uns Frequency Drift um Multi-Instrumentalist Andreas Hack mit auf eine diesmal eher düstere Reise, wenn man sich das Album im Gesamten anhört. Und nur dann funktioniert die Musik der Bayreuther. Man muß sich Zeit nehmen, das Album komplett zu erleben und nicht einzelne Songs im „Vorbeigehen“ zu hören. Denn ansonsten erschließt sich einem die Klangwelt von Frequency Drift nicht.  

So beginnt das Album dann auch düster, schleppend mit „Traces“. Der hohe, elfenhafte Gesang von Melanie Mau verzaubert sofort. Genauso wie die verspielten Gitarrenthemen, die E-Harp von Nerissa Schwarz und die Flötenklänge. Zwischendurch wird die Gitarre auch mal härter angeschlagen und zum Ende hin ertönen Keyboards auf etwas „strange“ Weise.  

 

Beim folgenden „Diary“ wird das Tagebuch eher relaxter vertont. Hier tauchen auch zum ersten Mal World Music Klänge auf. In Verbindung mit Piano und den Violinen wirkt der Song eher tragisch.  

Grundsätzlich ist das gesamte „Last“-Album eher ruhigerer Natur. Denn auch bei „Merry“ herrscht ruhiger, betörender Gesang vor, Piano-Klänge erzeugen immer balladeske Momente. Zwar wird der Song nach einer Weile etwas flotter mit toller Hammond-Phase, zum Ende klingt man aber mit himmlischen Harfen aus.

 

Bei „Shade“ lässt es sich die Band nicht nehmen, neben Akkustikgitarre, sehr entspannter Harfe und der allgegenwärtigen Flöte auch ein Xylophon zu benutzen, welches dem Song dadurch ein äußerst stilvolles Element zufügt. Erneut aber ein weiterer sehr entspannter Song.  

 

Richtig Fahrt nimmt man mit dem 8 ½ minütigen „Treasured“ auf. Am Anfang mit ein wenig an Marillion erinnernden Gitarren punktet der Song mit wunderbaren Melodien, tollem Gesang und gänsehauterzeugenden Harmonien. Die Gitarren bleiben durchweg Progrock-affin und diese nehmen in den letzten 2 Minuten an Härte zu.  

Das ebenfalls knapp 8-minütige „Last Photo“ überrascht nach beschwingtem Flötenbeginn mit verzerrten Sounds und dröhnendem Gewaber. Eine musikalische Achterbahnfahrt der Stimmungen, welche mit einem tollen Gitarrensolo zum Schluß endet.  

 

„Hidden“ plätschert dagegen etwas zu sehr dahin. Völlig unaufgeregt und ausgeglichen, aber mit erneuten Vocals im Weltklasse-Format.  Dies ist solch ein Song der nur im kompletten Albumkontext funktioniert.

Das bis dahin Gehörte gipfelt im Abschlußsong „Asleep“. 8 ½ Minuten voller düsterer, dramatischer Sounds, sich abwechselnd mit ruhigeren Passagen. Ein Monument des Artrocks und ein feiner Ausklang des zum Ende hin vertonten Erwachens.  

 

Frequency Drift legen uns mit „Last“ ihr wohl wirklich ambitioniertestes, gleichzeitig aber auch melancholischstes Werk vor. Die Integration von Instrumenten aus dem World Music oder auch Folk Bereich lockern die teils düsteren Stimmungen immer wieder auf und der Gesang von Melanie Mau ist wieder einmal über jeden Zweifel erhaben. Ein äußerst stimmiges Konzeptalbum, welches zwar größtenteils sehr ruhig ausgefallen ist, aber immer wieder mit Überraschungen glänzt.

 

Die Presse spricht von kinoreifen Sounds, ich spreche einfach nur von sehr guter Musik. An „Last“ kommt die Art-/Progrock-Szene nicht vorbei.



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