BIG BIG TRAIN - Grand Tour

 

Tracklist:

 

  • Novum Organum
  • Alive
  • The Florentine
  • Roman Stone
  • Pantheon
  • Theodora In Green And Gold
  • Ariel
  • Voyager
  • Homesong

Info:

VÖ:  17.05.2019

Label:  English  Electric Recordings


Video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung8,5 / 10



Schon seit vielen, vielen Jahren muß man die Briten Big Big Train unbedingt mit zu den Aushängeschildern des Prog zählen. 1990 gegründet hat die Band über 10 Alben und diverse EP's veröffentlicht, die zwar nie den ganz großen Durchbruch bescherten, aber dennoch feinsten Prog von Retro (Yes, Genesis) bis Neo (IQ, Jadis) bieten. Alben wie das Debut „Goodbye To The Age Of Steam“, das darauffolgende „English Boy Wonders“ oder „English Electric Pt. 1“ lassen auch heute noch jedem Prog-Fan das Wasser im Mund zusammenlaufen.

 

Dabei haben Big Big Train viele Besetzungswechsel hinter sich. Am markantesten natürlich im Bereich des Gesangs. Hier hat man nun mit David Longdon einen Sänger in den Reihen, der damals nur deswegen nicht bei Genesis genommen wurde (Ray Wilson erhielt hier den Zuschlag), weil er zu sehr nach Phil Collins geklungen haben soll. Dieser David Longdon ist nun aber auch schon seit 2009 und diversen Alben bei den Briten am Start und prägt das Gesicht der Truppe daher seit längerem. Auch auf dem neuen Album „Grand Tour“ fasziniert er mit seinem Gesang, der trotz Parallelen zu Peter Gabriel oder eben Phil Collins seinen eigenen Charakter besitzt.

 

Das 2 ½ minütige Auftakt-Stück läutet den Prog-Reigen verspielt und mit Piano und Gesang ein. Wellenrauschen bereitet auf eine große Reise vor, und um die geht es bei „Grand Tour“ auch. Inspiriert wurden Big Big Train nämlich von der sogenannten Grand Tour des 17. bzw. 18. Jahrhunderts, als man quasi zum Abschluß der Erziehung Adelige und betuchte Sprösslinge zu Bildungsreisen quer durch Europa schickte.

 

„Alive“ ist dann ein flotter Auftakt mit mehrstimmigem Refrain und positiven Vibes. Den besonderen Reiz ziehen Big Big Train aber aus den langen bis überlangen Nummern. „The Florentine“ ist mit über 8 Minuten dann ein solcher. Akustikgitarre und schöner, wiederum mehrstimmiger Gesang enthält diverse Folk-Elemente, ein atmosphärisches Break beeindruckt mit tollen Keyboard Melodien für die Danny Manners und Rikard Sjöblom zuständig sind. Der Song beinhaltet mehrere interessante Wendungen und beschließt mit majestätischem Ende.

 

Ganz groß spielen die Briten danach mit „Roman Stone“ auf. Über 13 Minuten mit ruhigem elegischen Beginn, Bläserbegleitung (höre ich hier Trompeten ?) und vielen Breaks, die beispielsweise in einer Pianopassage in balladesken Gesang münzt oder in eine ganz ruhige Phase kurz vor einem Synthie Solo ausartet. Zwischendrin wird’s immer intensiver und härtere Gitarren (Gregory Spawton) schrauben die Lautstärke in die Höhe.

 

Es folgt das rein instrumentale „Pantheon“, welches durch epochale Rhythmen und dramatische Züge glänzt. In Verbindung gebracht mit dem vorzüglichen Violinen-Spiel von Rachel Hall. Dieses setzt sich auch bei „Theodora in Green and Gold“ fort. Piano, ruhiger Gesang und Orgel passen sich der Violine stimmig an. In Folge etwas luftiger gestaltet bleibt das Stück an sich sehr melodisch.

 

Das Herzstück des Albums bilden aber zwei aufeinanderfolgende, jeweils über 14 Minuten lange Mammut-Tracks. Chorgesang und dramatische Klänge eröffnen den ersten, „Ariel“. Träumerische Passagen mit guten Backing-Vocals und spartanischem Sologesang wechseln in einen düsteren Part, dem wiederum ein ruhiges und verklärtes Break folgt. Nach einer effektvollen Explosion bilden sich starke Emotionen im Gesang bis hin zum epischen Finale. Große Prog-Kunst !!

 

Etwas sperriger kommt dagegen der zweite, „Voyager“, rüber. Zwar beseelen einen Piano, Bläser und verklärte Töne zuerst. Mit mehrstimmigem Gesang im Backfield, Violine und symphonischen Passagen lässt man den roten Faden aber zugunsten diverser Widerhaken in der Rhythmik fallen. Dennoch ist auch dieser Song mit viel Tiefgang behaftet und fordert seinen berechtigten Applaus ein.

 

Der „Homesong“ beschließt die „Grand Tour“ am Ende mit Violinen, fröhlichen Klängen und schönen Melodien.

„Grand Tour“ ist vielleicht das Album, daß man als komplettestes von Big Big Train bezeichnen kann. Es vereint alle Trademarks, die man von der Band kennt und verwebt sie zu unheimlich intensiven und wirkungsvollen Prog-Perlen. Die Longtracks fordern und faszinieren, stellen die Kompetenzen der einzelnen Musiker völlig außer Frage und bleiben mit dem ausdrucksstarken Gesang jederzeit nachvollziehbar und erhaben. Das gesamte Album bildet einen angenehmen Fluß, der uns durch die große Reise führt. Das ist progressive Rockkunst auf ganz, ganz großem Niveau.  



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