Tracklist:
VÖ: 11.10.2019
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Ich bin mir nicht ganz im Klaren, welcher Zielgruppe ich die Bostener Truppe Bent Knee empfehlen soll. Zu speziell und alles andere als einfach ist die Musik des Sextetts, die mit „You Know What They Mean“ ihr nun fünftes Album veröffentlichen. Dabei wird die Band als neue Hoffnung des Artrocks bezeichnet und das neue Werk von Produzent und Synthie Spieler Vince Welch gar als melodischer und songorientierter als zuvor beschrieben. Oha, dann mag man sich gar nicht vorstellen, was die Vorgängeralben beinhalteten.
Denn nach der Spoken Word Einlage „Lansing“, die wie eine Ansage eines Live Konzerts vor 10 Zuschauern klingt, bricht mit „Bone Rage“ bereits das Chaos herein. Verzerrter Sound, wummernde Bässe und dröhnende Keyboards prägen die Szenerie. Sängerin und Keyboarderin Courtney Swain singt/schreit unorthodox durch die Gegend, jazzige Passagen formen disharmonische Gegenläufigkeiten und gerade wenn man verstört innehält, kommen Bent Knee mit einer kurzen Melodie um die Ecke, die in bester Progrock Art verwöhnt. Doch dies erlebt man auf „You Know What They Mean“ nicht ganz so oft.
Die Songs leben meist von Soundeskapaden des Vince Welch. Manchmal hat man die Vermutung, verschiedenste Werkzeuge werden zur Erzeugung der noisigen Klänge verwendet, frühen Einstürzenden Neubauten nicht unähnlich. „Give Us The Gold“ formt neben der allgegenwärtigen Hektik einen intensiven Refrain. Auch wenn die Stimme Courtney's oft quengelig ertönt, kann man der Band Innovationen auf keinen Fall absprechen.
Dem etwas eingängigeren „Hold Me In“ und dem fast schon einfühlsamen „Bird Song“ stehen kreative Krachbatzen wie „Lovemenot“ und das schräge „Egg Replacer“ gegenüber. Man weiß nie, was als nächstes folgt. Und hier liegt die Stärke von Bent Knee. Die Band ist unangepasst, macht einfach was sie will, zerbröselt sämtliche Progstrukturen durch industrielle und teils spacige Noten.
Das ist sehr anstrengend für den gemeinen Konsumenten allherkömmlicher Musik, aber auch in gewisser Weise sehr sehr faszinierend. „Garbage Shark“ beispielsweise beginnt spartanisch und mit piepsigem Gesang lässt aber urplötzliche Eruptionen los und ballert einen a'la Industrial Metal um. Auch „Golden Hour“ ist keine reinrassig goldene Stunde an sich, sondern verschüchtert, verstört und rüttelt wach...alles zur gleichen Zeit.
Ich weiß dennoch immer noch nicht, wem ich Bent Knee empfehlen soll. Wagemutige, aufgeschlossene Zuhörer können hier sicherlich zugreifen, es entfalten sich immer neue Details mit jedem Hören. Auch wenn diese den Sound der Band nicht unbedingt harmonischer gestalten. Ein wahnwitziges, teilweise verstörendes, aber auch beeindruckendes Album einer Band, die nicht so richtig in eine Schublade passen will.
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