Interview mit PY Fisher von




Rock Castle:   Hi PY, erst mal danke für die Möglichkeit des Interviews. Kommen wir zuerst mal zur Band. Sic Zone scheinen noch ein paar Leute nicht zu kennen. Damit räumen wir jetzt auf. Erzähl mal umfassend etwas über Euch und Euer Schaffen....

 

PY:  Vielen Dank für die Gelegenheit, über Sic Zone zu sprechen. Unsere Band ist im Grunde genommen eine Form der Selbsttherapie. Wir nutzen Musik und Kunst, um die täglichen Emotionen zu verarbeiten, die auf uns einwirken. Unser breit gefächertes Musikspektrum reicht von Groove Metal bis Black Metal. Doch das Besondere ist, dass wir Menschen auf emotionaler Ebene erreichen und ihnen helfen können, sich von negativen Emotionen zu befreien, wenn sie sich darauf einlassen. Es ist eine Reise, die wir gerne mit unseren Zuhörern teilen möchten.

  

Rock Castle: Habt Ihr auch aus diesen Gründen das neue Album "Re:Think" benannt ? Also, das man sich mal an vergangene Zeiten zurückbesinnen sollte, um sich selbst von diesen negativen Emotionen zu befreien ?

 

PY: "Re:Think". Der Titel des Albums spiegelt tatsächlich die Idee wider, sich an vergangene Zeiten zu erinnern, um sich von negativen Emotionen zu befreien und neue Perspektiven zu gewinnen. Wir haben bewusst Themen wie Manipulation, Selbstzweifel und den Klimawandel angesprochen, um zur Selbstreflexion anzuregen und ein Umdenken zu fördern. Der Titel "Re:Think" ist eine Fortsetzung unserer musikalischen Reise und reflektiert die Entwicklung und Einsicht, dass wir möglicherweise nicht die Welt retten können, aber dennoch die Hoffnung und den Glauben bewahren, Veränderungen herbeizuführen

 

Rock Castle: Und das ist ja wichtiger denn je in der heutigen Zeit. Dazu schallen Eure Songs a'la "Collateral" oder "Scum Feeling" heftigst aus den Boxen. Neben viel Industrial Groove bringt ihr aber auch eine stattliche Anzahl an verschiedenen Sounds mit in die Songs, wie du ja schon erwähnt hast. Wo seht Ihr die Haupteinflüsse bei Sic Zone ?

 

PY: Bei dem Song 'Scum Feeling' nutzen wir insbesondere das Hauptriff im Stil des Black Metal und verbinden es geschickt mit einem mitreißenden Groove, der zum Kopfnicken einlädt. Für mich gilt: Wenn es nicht fetzt, lebt es nicht. Diese Kombination aus düsteren Harmonien und energiegeladenem Rhythmus verleiht dem Song eine einzigartige Intensität und Ausdruckskraft. wir sind ein wahres Sammelsurium an Einflüssen, das Leben selbst ist eine große Quelle der Inspiration, wie ich oft betone. Doch wir können nicht leugnen, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Einflüsse den Entstehungsprozess beeinflusst. Unsere persönlichen Vorlieben und Persönlichkeiten spielen ebenfalls eine Rolle. Wir sind besonders angetan von energiegeladener Musik, von Bands wie Strapping Young Lad, Pantera, Dark Funeral, Deicide und Mr. Bungle, um nur einige zu nennen. Dennoch bringen wir unsere eigenen Ideen ein und verleihen unseren Songs eine einzigartige Note. Letztlich geht es jedoch um die kunstvolle Art, Musik zu erschaffen, die ich in der aktuellen Musiklandschaft vermisse. Bands wie Orbit Culture beeindrucken mich zutiefst, denn ihre Musik fühlt sich für mich wie echte Kunst an.

Rock Castle:  Der Song "Karma Will Get You" fällt dabei nicht nur wegen seiner Länge von fast neun Minuten aus etwas aus dem Rahmen. Wie ist dieser Track entstanden, der ja am Anfang eine lange betörend verstörende Passage aufweist ?

 

PY: Dieser ist während experimenteller Phasen entstanden, in denen wir uns intensiv mit der Akustikgitarre auseinandergesetzt haben. Als leidenschaftlicher Black Metal Fan haben wir bewusst mit den herkömmlichen Regeln des Gitarrenstimmens gebrochen, um eine ganz eigene Atmosphäre zu schaffen. Die Akustikgitarre wurde dabei in unserem Standardstimmung heruntergestimmt, um eine düstere Harmonie zu erzeugen, die eher dem Black Metal und Dark Metal entspricht. Wir sind uns bewusst, dass der Song nicht leicht zugänglich ist, und schon während des Einspielens herrschte eine erdrückende Stimmung. Trotzdem hat es uns viel Spaß gemacht, insbesondere die 12 Drum-Takes, bei denen sich mit jedem weiteren Take die Atmosphäre immer intensiver und martialischer gestaltete.

 

Rock Castle:  Ein wenig martialisch wirkt auch Euer neues Video zum Song "Simple". Sehr düster das Ganze. Angry music for angry people steht da auch irgendwo geschrieben Um was geht's da genau in dem Video ? Das ist doch auch Gefängiskleidung die ihr da tragt.  Hatten ihr Spaß am Dreh ?

 

PY: Das Thema unseres neuen Releases Re:Think, dreht sich um das Konzept des Gefängnisses, jedoch im übertragenen Sinne. Es reflektiert die Idee, dass wir uns selbst Grenzen setzen und uns von äußeren Einflüssen einschränken lassen. Beim Song "Simple" und sein Text behandeln das Thema Narzissmus, in dem narzisstische Personen, die sich selbst als Mittelpunkt der Welt betrachten, mit ihrer zerstörerischen Art ihrer Umgebung schaden. Leider basiert der Song auf persönlichen Erfahrungen mit ehemaligen Weggefährten, angeblichen Promotern und sogenannten Musikerfreunden.  Mein Therapeut meint ich sollte mich den Emotionen stellen,  und das ist dabei Rausbekommen.  Das Video zu Simple haben wir im coolen Underground Wuppertal gedreht. An dieser Stelle möchten wir dem Laden und dem gesamten Team nochmals unseren Dank aussprechen. Der Dreh gestaltete sich lustiger als das letztendliche dunkle Ergebnis, was jedoch oft bei unseren Produktionen der Fall ist.

 

Rock Castle: Ich meine in einem der Videos mal Jules Rockwell von Sober Truth gesehen zu haben. Habt ihr zu der Band eine spezielle Verbindung.  Ich meine, das von Euch beim letzten ACFM auch das Schlagzeug übernommen wurde bei deren Auftritt, richtig ?

 

PY: Ja, das ist richtig. Jules ist familiär mit der Band verbunden, da sie die Lebensgefährtin unseres sehr geschätzten Bassisten Till ist. Sie hat bereits als Statistin im Musikvideo "The Youth of Suicide" mitgewirkt und dort einen großartigen Job gemacht. Was "ACFMF" betrifft, das stimmt ebenfalls. Dort habe ich die Drums übernommen. Wir sind ja gute Freunde, und Freunden hilft man gerne aus. Wir sind dieses Jahr auch auf dem "ACFMF" dabei und freuen uns tierisch darauf. Ich richte von hier aus dem tollen Team vom Festival herzliche Grüße.

 

Rock Castle: Da schließen wir uns den Grüßen an, wir sind auch vor Ort. Können wir ja mal ein paar Getränke miteinander einnehmen. Was können wir denn von der Sic Zone Show auf dem ACFM oder generell bei Euren Konzerten erwarten ? Fokus auf dem neuen Album oder eher querbeet ?

 

PY: "Erwarten, hmmmmmm. Wir freuen uns ja auf jedes Konzert, trotz dass wir jedes Mal die Leute zu spalten scheinen – einmal in weltoffene Menschen, mit denen wir feiern können, und wiederum negative Menschen, gegen die wir stoßen. Besserwisser, die eher traurige Gestalten sind, verlogene Wichtigtuer, die mehr Schein als Sein sind. Die liebe ich, gegen den Kopf zu stoßen. Was die Songs angeht, wird einiges von der neuen CD dabei sein. 'Simple', 'C.A. Bulletproof', aber auch 'Snow' zum Beispiel oder 'Je m'appelle'. Wir kommen mit zwei tollen Statisten im Gepäck, die uns bei der Show unterstützen. Aber es wird so oder so ein Fest

 

Rock Castle: Habt ihr danach (oder auch bereits davor) weitere Auftritte geplant. Vielleicht sogar eine Tour ?

Wie sieht's denn generell zeitlich bei euch aus für Auftritte ?

 

PY: Ja wir sind unterwegs,  29 Juni in Runzhausen, 13 Juli auf dem Field Invasion Festival,  13 September Stuttgart,  14 September Sulzbach (Bandhouse), 21 September Köln  (Mtc). Es sind noch Konzerte in Aachen und Hamburg in der Organisation.  Wir freuen uns auf jedes Konzert,  nette Menschen wiedersehen,  nette Menschen kennenlernen usw... 

 

Rock Castle: Zurück zum Album. Euer Sound ist trotz Schwerpunkt auf Industrial und Groove recht abwechslungsreich. Es gibt auch immer mal wieder einen "ruhigeren" Moment, wenn man so will, wie bei "I Know My Own Enemy". Bringt jeder von Euch seine Ideen ein, oder gibt es eine klare Hierarchie was das Songwriting und musikalische Ausarbeiten angeht ?

 

PY: Im Hinblick auf unsere Musikbeschreibung ist das Interessante, dass wir selbst nicht genau definieren können, welcher Musikrichtung wir angehören. Wir haben sogar jemanden bezahlt, um eine Definition zu erhalten, denn ohne Schubladen sind wir den Leuten zu suspekt. Persönlich würde ich uns als Black Groove Thrash bezeichnen.

Was das Songwriting betrifft, nutzen wir jede erdenkliche Methode. Manchmal treffen wir uns im Raum und arbeiten gemeinsam an Ideen, oder jemand bringt eine Idee ein. Ein Beispiel hierfür ist unser Song "I Know My Own Enemy", der komplett entstanden ist, als ich versuchte, meinen Kopf zu beruhigen. Ich saß einfach auf dem Sofa mit meiner Akustikgitarre, und die Gedanken und negativen Gefühle waren zu präsent. Der Song behandelt das Thema, wie sich unwissende negative Emotionen manifestieren und langsam einen erstickenden Einfluss ausüben, da sie es nicht besser wissen. 

 

Rock Castle: Ihr sprecht solche Dinge in Euren Lyrics schonungslos an. In Zeiten wie heute überwiegen negative Gedanken und Erlebnisse halt auch. Sicherlich wollt Ihr die Hörerschaft zudem zum Nachdenken anregen. Erhaltet ihr hierzu auch mal entsprechendes Feedback von den Leuten oder setzen sich Eurer Meinung nach viel zu wenige mit ihrem inneren Selbst auseinander ?

 

PY: Das Thema ist sehr breit gefächert. Zunächst einmal möchte ich darauf eingehen, dass sich Menschen bei mir gemeldet haben und berichten, dass ihnen durch den Konsum unsere Musik besser geht, beispielsweise in schwierigen familiären Situationen oder Depressionen. Unsere Musik gibt ihnen Kraft.

Was das Thema Selbstreflexion betrifft, kann ich verstehen, dass es schwierig und zeitaufwendig ist. In der heutigen Zeit fällt es vielen schwer, sich die nötige Zeit zu nehmen und die innere Stärke aufzubringen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Aber Selbstreflexion bedeutet nicht Selbstbestätigung, was viele Menschen oft verwechseln. Obwohl ich kein Anhänger von Religion bin, sehe ich dennoch die Wichtigkeit von Grundwerten wie Nächstenliebe. Diese dürfen jedoch nicht mit Selbstaufgabe verwechselt werden. Wie siehst du das?

 

Rock Castle:  Ich denke, das solche Dinge wie Nächstenliebe auch unabhängig von Religionen heute wichtiger denn je sind, aber man bekommt durchaus auch den Eindruck, das die von Dir angesprochenen Grundwerte immer weniger "gelebt" werden. Wenn Selbstreflexion zu Selbstaufgabe führt, sind wir am Ende angekommen. Apropos, lass und mal hier langsam zum Ende des Interviews kommen. Was steht außer dem ACFM für Sic Zone als nächstes an.  Arbeitet ihr eventuell sogar schon wieder an neuen Songideen ? Oder legt ihr den Fokus jetzt verständlicherweise erst einmal auf die Promotion für das aktuelle Album ?

 

PY:  "Wir haben noch einige Shows geplant, darunter am 29.06.24 in Runzhausen, am 13.07.24 beim Field Invasion Festival, am 13.09.24 in Nürtingen, am 14.09.24 in Sulzbach und am 21.09.24 im Kölner MTC. Außerdem sind weitere Termine in Planung. Derzeit liegt unser Fokus auf dem Release unserer aktuellen CD, aber wir arbeiten dennoch bereits an neuem Material.

 

Ich möchte mich herzlich für das Interview bedanken und freue mich darauf, auf dem ACFMF mit dir etwas zu trinken. Den Rest des Teams wünsche ich alles Gute.

 

Lasst euch nicht von den Lügnern täuschen, die Fakten ignorieren, und auf einen schönen Weltuntergang!

 

 

 

Interview:  Kerbinator (Rock Castle Franken) 


Video:



Kommentare: 1
  • #1

    MV (Donnerstag, 25 April 2024 12:24)

    See you at ACFM in the Front-Zone

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