RIVERSIDE - Wasteland

Tracklist:

  • The Day After
  • Acid Rain
  • Vale Of Tear
  • Guardian Angel
  • Lament
  • The Struggle For Survival
  • River Down Below
  • Wasteland
  • The Night Before

Info:

VÖ: 28.09.2018

Label: InsideOut Music

VIDEO:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  9 / 10



Natürlich steht das erste Album einer Band, nach dem tragischen Tod eines Bandmitglieds unter einem besonderen Fokus. So natürlich auch bei der polnischen Prog-Institution Riverside um Mastermind Mariusz Duda. Nachdem Co-Gründer und Gitarrist Piotr Grudzinski 2016 überraschend an plötzlichem Herzversagen verstorben war, stand der Fortbestand von Riverside doch erst einmal auf der Kippe. Und bis jetzt hat niemand die Stelle von Piotr eingenommen, denn Maciej Meller übernahm bisher den Part nur bei Live Auftritten, welche Riverside auch in Gedenken an Piotr nach wie vor vollzogen.

 

Nach sechs Alben bisher hat sich die Band nun an ein neues Werk gewagt, ohne im Studio den Posten von Piotr Grudzinski neu zu besetzen. Die Gitarren wurden von Mariusz Duda persönlich eingespielt, der neben Gesang und Bass nun auch noch diese Saiten bedient hat. Zusammen mit Drummer Piotr Kozieradski und Organist Michal Lapaj wurde „Wasteland“, so der Titel des neuen Albums, als Trio eingespielt. Obwohl, ganz richtig ist das nicht, denn Live Gitarrist Maciej Meller steuerte doch ein paar Gitarrensoli bei und mit Michal Jelonek hat man erstmals einen Gast-Violinisten eingeladen.

 

Und „Wasteland“ ist ein astreines Riverside-Album geworden, vielleicht an einigen Stellen noch etwas emotionaler wie zuvor, aber auch mit harscheren Elementen, die man so noch nicht unbedingt von der Band kannte. Dies ist sicherlich auch in gewissem Maße der Verarbeitung des herben Verlustes geschuldet. So beginnt das Album mit dem knapp 2-minütigen Gesangsintro „The Day After“ besinnlich und steigert sich atmosphärisch mit immer mehr Tiefe (Echo) zur reinen Elegie.

 

„Acid Rain“ startet danach mit Stakkato-Rhythmen und düsteren Moll-Klängen, der Gesang von Mariusz steigert sich von melancholisch zu positiver Energie und brilliert in einem tollen Refrain. Es folgt ein mystischer Part mit wundervollen Gitarren und Sprechgesang. Zu guter Letzt bilden sich Harmonien durch Ho-ho-ho-Chöre im latenten Pink Floyd Stil.

 

Die angesprochene teilweise harsche Gangart zeigt sich beispielsweise zu Beginn von „Vale of Tears“. Sehr drumintensiv mit hartem Gitarrenrhythmus inklusive Solo von Gastmusiker Mateusz Owczarek. Gebremst wird der Song durch ein Break mit folkig angehauchtem, ruhigen Gesang, dem diverse Marschrhythmen durch Piano/Gitarre folgen und aus dem ein ausufernder Instrumentalpart entsteht.

 

Die ruhigere, besinnlichere Seite fahren Riverside dann wieder bei „Guardian Angel“ auf. Viel akustische Elemente, tolle Melodien und ein Gesang, der nahezu geflüstert rüberkommt. Piano darf nicht fehlen, ebensowenig wie die elegisch aufjaulende Gitarre. Die bereits erwähnte Violine ertönt erstmals bei „Lament“. Dem Titel entsprechend ein eher melancholischer Song mit verhaltenem Beginn, dem man dennoch auch mal einen härteren Anschlag inklusive dynamischen Refrain spendiert. Die Dramaturgie nimmt auch durch den Aspekt der Violine seinen Lauf, die immer mehr Platz einnimmt und den schlußendlich hochemotionalen, lamentierenden Gesang unterstützt.

 

Der mit 9 ½ Minuten längste Song folgt mit „The Struggle For Survival“. Allerdings ist der Song bis auf den Schluß (fast) rein instrumental und somit für meinen Geschmack etwas zu lang geraten. Klar, die verspielten Gitarren, mandolinenartige Klänge und die diversen Halb-Frickelorgien können was und auch das Gitarrensolo in Art eines Carlos Santana ist ein Gourmet-Häppchen der besonderen Art. Aber irgendwie fehlt doch der einfühlsame Gesang von Mariusz Duda. Dafür ist aber der Schluß sehr entspannend.

 

Faszinierend wie Riverside es verstehen den Bogen wieder zu balladesken Momenten zu spannen. „River Down Below“ bietet Gänsehaut pur durch Akustik Gitarre und Gesang, der quasi im Storyteller-Modus fungiert. Ein ganz toller Song mit mehrstimmigem Refrain und gekrönt durch ein berührendes Gitarrensolo. Der Titelsong „Wasteland“ ist danach mit 8 ½ Minuten erneut ein längerer Vertreter der Zunft. Wieder flüstert Mariusz beinahe und Melodien via Akustik Gitarre werden fortgesetzt. Aber das Stück wird im Verlauf aufreibender mit frickeligen Instrumenten und am Schluß verarbeitet in Form eines atmosphärischen Parts und leidlich fröhlichen Melodien. Den Abschluß machen nochmals flüsternde Vocals und Piano, veredelt duch nahezu träumerische Gesänge bei „The Night Before“.

 

Lyrisch bestehen die Hauptthemen von „Wasteland“ aus dem Überleben der Apokalypse und dem Leben in unwirtlichen Landen. Ich bin mir aber sicher, daß Mariusz Duda hier persönlich auch den Schmerz über den Verlust von Piotr Grudzinski in seine Lyrics verpackt und somit verarbeitet. Seine Gitarrenarbeit liegt nahe an der Vergangenheit und auch wenn man nicht direkt von einem Neuanfang spricht, so ist es doch irgendwie einer, der aber aus eben dieser Vergangenheit seinen muskalischen Lebenssaft zieht.

 

„Wasteland“ ist ein Statement, ein aufwühlendes Progalbum der Sonderklasse und „Wasteland“ ist vor allem dem Andenken an Piotr Grudzinski mehr als würdig. Ein Album ganz weit oben !!




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