PHI - Cycles

Tracklist:

  • Children Of The Rain
  • Dystopia
  • In The Name Of Freedom
  • Amber
  • Existence
  • Blackened Rivers

Info:

VÖ: 29.03.2018

Label: Gentle Art Of Music

Video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  8,5 / 10



Phi ist der 21. Buchstabe des griechischen Alphabets. Phi ist außerdem ein fester Bestandteil in der Mathematik, Physik und Geographie. Phi ist aber auch eine Progressive Rock Band aus Österreich, die bereits drei Alben und ein Live-Album herausgebracht haben. Da könnte man natürlich jetzt meinen, man hätte es mit einer „mathematischen“, verkopften und vertrackten Band zu tun, welche die Tonleiterskalen hoch und runter dividieren, aber dem ist (zum Glück muß ich sagen) nicht so.

 

Die Musik der vierköpfigen (Live?) Formation ist dennoch nicht einfach gestrickt und verlangt dem Hörer schon ein gewisses Maß an Konzentration und technischem Verständnis ab. Das neue Album, „Cycles“, ist dabei in meinen Augen etwas eingängiger als etwa das Vorgänger-Werk „Now The Waves Of Sound Remain“. Üblicherweise verpacken Progbands ihre Visionen in recht lange Lieder, so auch Phi. Der Opener „Children of the Rain“ und das darauf folgende „Dystopia“ kratzen gleich an der 9 Minuten Grenze.

 

„Children Of The Rain“ beginnt langsam und etwas verträumt, im Gegensatz zu den recht harten Gitarrenakkorden. Auffällig ist der sehr gute Gesang von Mainman Markus Bratusa, welcher gerade in den sehr intensiven Refrains brilliert. Verklärte Klänge wechseln sich mit disharmonischen Parts ab. Ein Break bringt branchenübliches Piano und die Gitarre zaubert feine Melodien. Letztendlich findet der Track ein reichlich bombastisches Ende. Dies scheint nicht die Ausnahme zu bleiben. Irgendwie lassen Phi ihre Songs meist bombastisch ausklingen, was bedeutet, daß man es generell mit dem Stilmittel des Aufbaus-Erweiterung-Finale zu tun hat.

 

Etwas tiefer gestimmte Gitarren ertönen zu Beginn von „Dystopia“. Trotz harter Töne und tiefen Flüstervocals klingt der Song aber alles andere als dystopisch. Mehrstimmiger Gesang, ein ruhiges Break schaffen Harmonien, die zwar durch einen schnellen Gitarrenlauf unterbrochen werden, aber mit viel Atmosphäre und Bombast viel Raum für schöne Klangwelten lassen. Diesmal beenden elegische Gitarrentöne den Reigen in gediegener Art und Weise.

 

Bei „In The Name Of Freedom“ wird’s etwas zerfahrener. Galoppierende Drums und Gitarren zu Beginn, erfährt man hier die düsterere Seite von Phi. Im Großen und Ganzen hat man es hier mit einer schnelleren Gangart zu tun und der Gesang von Markus ertönt eher rauh. Dennoch schafft es die Band erneut eine fantastische Atmosphäre zu erzeugen, sei es durch die tolle Gitarrenarbeit oder teils spacige Sounds. Den Gesangspart zum Schluß kann man nur als überirdisch gut bezeichnen.

 

Der zärtliche Keyboard Start bei „Amber“ verleitet etwas zum Träumen. Doch rockige Parts und bombastische Synthies reissen den Hörer aus der Lethargie. In den nächsten 7 ½ Minuten hat man es mit einem an Klangfarben nur so strotzenden Bombast-Werk zu tun, welches die ganze musikalische Klasse der Österreicher zeigt.

 

Daran ändert auf „Existence“ nicht, das mit düsteren, modernen Gitarrenthemen beginnt. Härtere Rhythmen und etwaige Saga Ähnlichkeiten folgen, bevor reichlich wirre Gitarrenparts dem Song die harmonische Seite nehmen. Vielleicht der vertrackteste Song des Albums.

 

Abschließend liefern Phi mit tiefergestimmten Gitarren gar core-lastige Elemente. Fremdartige Sounds verstören bei „Blackened Rivers“ ein wenig. Doch ein Break lässt den Song in ruhige Wasser gleiten und der Gesang schmeichelt dem geneigten Hörer. In gewohnter Manier fahren Phi zum Schluß den Anteil an Bombast hoch.

 

„Cycles“ ist ein sehr homogenes, musikalisch hochwertiges Progressive Rock Werk, daß den Zuhörer aber permanent fordert. Freunde der leichten Prog-Kost sind hier Fehl am Platz, obwohl die Band durchaus viele eingängige Parts und Melodien in die Songs integriert. Wohlige Gänsehautmomente sind genauso Bestandteil wie Disharmonien, die sich aber wirklich in Grenzen halten. Ein sehr ausgewogenes und anspruchsvolles Album, daß den Namen Phi in der Progwelt etablieren und voranbringen sollte. Warum die Band bisher ein reichlich unbekanntes Dasein erfährt, erschließt sich mir aufgrund der musikalischen Kompetenz und Songwriting Fähigkeiten nicht. Wird Zeit, die Jungs zu entdecken !!




Kommentar schreiben

Kommentare: 0