MARILLION - An Hour Before It's Dark

Tracklist:

  • Be Hard On Yourself

    i. The Tear In The Big Picture

    ii. Lust For Luxury

    iii. You Can Learn

  • Reprogram The Gene

    i. Invincible

    ii. Trouble-Free Life

    iii. A Cure For Us?

  • Only A Kiss (Instrumental)
  • Murder Machines
  • The Crow And The Nightingale
  • Sierra Leone

    i. Chance In A Million

    ii. The White Sand

    iii. The Diamond

    iv. The Blue Warm Air

    v. More Than A Treasure

  • Care

    i. Maintenance Drugs

    ii. An Hour Before It’s Dark

    iii. Every Call

    iv. Angels On Earth



Info:

VÖ:  04.03.2022

Label:  earMusic


Video:


Bewertung:

Autor:  Kerbinator

 

Bewertung:  8,5 / 10



„An Hour Before It’s Dark“ ist der Spruch von Müttern an Ihre Kinder, draußen nur so lange zu spielen, bis die Dunkelheit einsetzt. Also…eine Stunde bevor diese einsetzt. Es ist ab sofort aber auch der Albumtitel des 20. Studiowerks von Marillion. Sinnbildlich kann man den Ausdruck für den Klimawandel oder sonstige Krisen, die unsere Welt bedrohen, verwenden. Entsprechend zeitkritisch geht die Proglegende auch in den sieben neuen, teils überlagen Songs lyrisch damit um.

 

Musikalisch bleiben Steve Rothery, Pete Trewavas, Mark Kelly, Ian Mosley und Sänger Steve Hogarth ungefähr in der Richtung des erfolgreichen Vorgängeralbums „F.E.A.R.“. Feinster, meist entspannter, leidenschaftlicher ProgRock, den man von den meisten Alben der zweiten Marillion-Ära her kennt. Klar, die Fish-Fans trauern immer noch den ersten Alben nach, mittlerweile sollte man sich aber längst mit der „neuzeitlichen“ Musik der Briten angefreundet haben.

 

Und Marillion liefern mit dem Opener „Be Hard On Yourself“ gleich ein über 9-minütiges, starkes Zeichen ab. Wie bei Progbands üblich, werden solche Longtracks in namentlich genannte Abschnitte unterteilt, so auch bei vier der Songs auf „An Hour Before It’s Dark“. Der Song beginnt ruhig und himmlisch, Chöre und Piano setzen ein. Der Refrain ist einer der einprägsamsten von Marillion in der letzten Zeit und hat absolut das Potential zum künftigen Bandklassiker. Der Gesang wird im Verlauf immer zynischer, kritischer. Die Musik intensiver und schneller. Dennoch gibt es wie immer durch Tempiwechsel viel Raum für einfühlsame Keyboardpassen und Steve Rothery’s einzigartiges Gitarrenspiel. So auch hier.

 

Auch „Reprogram The Gene“ beginnt ruhig und mit Vogelgezwitscher. Da der Track recht schnell Fahrt aufnimmt, groovt das Ganze gar ein wenig, bevor ein melodischer Gitarrenpart einen ruhigen und verspielt/verträumt schönen Abschnitt ankündigt. Eine Gitarrenelegie wie in frühen Marillion-Tagen zaubert Rothery den Fans aus seinen Saiten. Nach einem kurzen Gitarren/Keyboard-Zwischenspiel („Only A Kiss“) folgt die Single-Auskopplung „Murder Machines“. Ein etwas schnellerer Song, durchgehend eingängig und somit airplay-tauglich. Mit tollen Melodien und dem fantastischen Hogarth-Gesang, aber auch mit modern verzerrtem Solo, zeigen Marillion wieder mal ihre andere Seite der Medaille. Nämlich die, neben komplexen Songs auch einfachere adäquat rüberzubringen. Lyrisch hat sich Steve Hogarth hier mit der Pandemie auseinandergesetzt, obwohl er darüber ursprünglich nie etwas schreiben wollte.

 

Mit Chören und Piano startet „The Crow And The Nightingale“. Ein eher entspannter Song mit melancholischen Spuren und atmosphärischen Backings. Der nächste über 9-minüter steht mit „Sierra Leone“ an. Fast schon zart steigt Hogarth nach Piano und entspannten Klängen ein. Zwischen mehrstimmigen Gesängen und viel Gitarrenzauberei mit brillianten Melodien nimmt einen der Track mit auf die Reise in dieses westafrikanische Land. Landesüblich folkloristische Klänge bleiben aber Fehlanzeige. Marillion setzen eher auf verklärte Stimmung und Elegien, die ihre einzigartige Atmosphäre unterstreichen.

 

Der mit über 13 Minuten längste Track setzt den Schlußpunkt des Albums. „Care“ definiert nochmal genau das, was „An Hour Before It’s Dark“ zuvor in beeindruckender Weise anzubieten hatte. Wunderschöne Gitarrenmelodien, tolle Atmosphäre, überragend markanter Gesang von Steve Hogarth, sowie eine Vielzahl an Breaks und Stimmungswechsel. Genial auch der Piano-Part mit Gesang zum Ende hin, dem Akustik-Gitarrenmomente folgen und sphärisch bis zum Midtempo-Part inklusive Gitarrensolo die Nummer beschlossen wird.

 

Wer dachte, das Marillion mit „F.E.A.R.“ ihren Spätwerk-Zenit erreicht haben, sieht sich mit „An Hour Before It’s Dark“ eines Besseren belehrt. Die besonderen Songwriting-Momente, der über viele Jahre gewachsene Signature-Sound und einfach die unbeschreibliche Atmosphäre, die man so nur von Marillion geliefert bekommt, sind auch ausnahmslos auf dem neuen Album vorhanden. Da reicht auch ein reichlich unspektakuläres Artwork, um mit „An Hour Before It’s Dark“ die geneigten Hörer zu begeistern. Marillion sind in aller Stärke zurück…..fantastisch. 



Kommentar schreiben

Kommentare: 0
Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.