DEEP PURPLE - InFinite

Tracklist:

  • Time For Bedlam
  • Hip Roots
  • All I Got Is You
  • One Night In Vegas
  • Get Met Outta Here
  • The Surprising
  • Johnny's Band
  • On Top Of The World
  • Birds Of Prey
  • Roadhouse Blues

Info:

VÖ: 07.04.2017

Label: Ear Music (Edel)

video:


Bewertung:

Autor:  MC Lucius

Bewertung:  8,5 / 10



Mit "InFinite" legen die Ur - Väter des Hard Rock, Deep Purple, ihr voraussichtlich letztes Studio Album vor. Und eines scheinen sie sich dabei auf die Fahnen geschrieben zu haben. Bloß nicht klingen wie die große Schar der Fans da draußen es sicherlich erwartet, sondern auch beim Abgesang noch überraschend anders sein.

Klar gibt es entsprechende Riffs in Richtung Blackmore, aber hier ist eben Steve Morse der Saitenhexer. Klar gibt es wuchtig - wummernde Keyboard Parts im Stile eines Jon Lord (selig), doch der Tastendrücker heißt anno 2017 eben Don Airey. Das, was besonders in der Mk. II Ära den Sound von Deep Purple ausgemacht hat, es ist hie und da in Versatzstücken schon vorhanden. Doch irgendwo blitzen auch jene Sounds durch, wie sie schon Alben wie "Stormbringer" oder "The House Of Blue Lights" hervor brachten. Das war für den ein oder anderen Hörer schon eher gewöhnungsbedürftig.

 

 

Gewöhnungsbedürftig ist für mich auch die Computer - verfremdete Stimme von Ian Gillan im Opener "Time For Bedlam". Gott sei Dank nur eine Spielerei, die man nicht weiter ausbaut. "Hip Boots" startet so richtig schön old school und rockt auch amtlich straight durch die ganze Nummer.

 

"All I Got Is You" scheint sich versehentlich auf die neue Purple Scheibe verirrt zu haben. Diese Nummer passt doch viel eher zu den anderen britischen Rock Urgesteinen, namentlich Uriah Heep. Frappierend, wie sehr sich die beiden Bands in diesem Song ähneln.

 

 

Mit dem schönen Rock'n'Roller "One Night In Vegas" landet man danach aber wieder 100%ig im tief purpurnen Fahrwasser. Macht echt Laune, die Nummer. Deutlich komplexer gibt sich hernach "Get Me Outta Here", welches durch sein verschlepptes Tempo im Ohr bleibt und Reminiszenzen an Led Zeppelin aufweist.

 

Das mit 5:57 Minuten zweitlängste Stück der Platte, "The Surprising" entpuppt sich mit seinem 60er Charme nicht nur als tatsächliche Überraschung, sondern auch als ein Highlight von "InFinite". Hier ist der Geist eines Jon Lord förmlich greifbar.

 

 

Ein auf den Punkt gebrachter, kompakter Rocker ist "Johnny's Band", das so auch schon in den frühen Siebzigern auf einer Deep Purple LP hätte auftauchen können, während "On Top Of The World" von seinem Arrangement her auch einer Country- bzw. Southern Rock Scheibe zur Ehre gereichen würde.   

 

"Birds Of Prey" ist im übrigen weder verwandt noch verschwägert mit der gleichnamigen Heep Nummer, aber gleich danach wagen sich Deep Purple doch an ein Cover. Der "Roadhouse Blues" von The Doors groovt, boogiet und bluest sich derart aufdringlich in die Ohrmuscheln, dass man direkt Lust bekommt, sich nach dem Genuss der neuen Purple Scheibe gleich noch was von Stevie Ray Vaughn o.ä. Bluesern reinzuziehen.

 

 

Kurzum: "InFinite" klingt zwar schon wie Deep Purple, aber man darf nicht erwarten, dass die Herren Gillan, Glover, Paice, Morse und Airey hier lediglich einen Aufguss längst vergangener Tage servieren. Die Band ist sich bewusst, dass sie nicht stehen bleiben darf, andererseits aber auch ein gewaltiges Erbe zu verwalten hat. Produziert übrigens von keinem Geringeren als Bob Ezrin, der bereits den Vorgänger "Now What?!" betreute und auch für seine Produktion von Pink Floyd's "The Wall" bekannt ist. Vielleicht zündet dieses Album ja nicht unbedingt bei jedermann / frau auf Anhieb und möglichweise sprechen wir trotz der Tatsache, dass wir es hier mit dem Schwanengesang der Gruppe zu tun haben, nicht von einem Meilenstein in der 50jährigen Geschichte von Deep Purple. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Baustein in ihrem Schaffen ist "InFinite" aber in jedem Fall.



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