VÖ: 28.03.2025
Label: Eigenrelease
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Ann my Guard waren ursprünglich eine ungarische Dark Rock Band. Inzwischen wohnt Namensgeberin Eszter Anna Baumann in den Niederlanden und ist Mit-Gründerin und Mit-Besitzerin der IDVI Agency, einer stark wachsenden Booking-Agentur aus Sint-Willebrord (Nordbrabant – Niederlande). Gegründet wurde die Band 2007 in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Vier Alben wurden seither veröffentlicht, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob „Furia“ aus dem Jahr 2020 nicht eher eine EP ist. Das letzte Album mit voller Länge „Moira“ stammt aus dem Jahr 2018. Live konnte ich die Band zweimal während des Female Metal Event 2018 in Eindhoven erleben. Zum einen mit der Release-Show zu „Moira“. Am Schlusstag spielte die Band noch einen akustischen Set. Zwischenzeitlich ist Ann my Guard nur noch ein Projekt des Ehepaares Eszter Anna Baumann und Davy Knobel. „She Of The Sea And Stars“ (Deutsch: „Die Frau des Meeres und der Sterne“) ist also das fünfte Album (die Band zählt hier das kürzere „Furia“ mit).
„Ode To The Nereids“ beginnt mit Synthie-Klängen. Allerdings klingen diese durchaus melodisch. Der kurz darauf einsetzende Gesang klingt ein wenig nach Folk-Rock. Vernimmt man hier die Weite der ungarischen Tiefebenen? Später hört man ruhigen rhythmischen Dark Rock. Und der Gesang von Anna konnte mich schon immer überzeugen. „Dark Sea Blue“ ist ein Ohrwurm, im positiven Sinne. Erneut sind Streicher zu hören. Und Anna singt ruhig und unaufgeregt mit einem zumeist dunklen Timbre. Vor allem der Refrain bleibt im Ohr hängen. Da ist „Callisto“ schon etwas anderes, Bass und akustische Gitarren dominieren. Ein klein wenig schneller, mit gezielt eingesetzten Percussions. Der Gesang wechselt zwischen tieferen dunklen und höher gesungenen Vokalisen. Gegen Ende gibt es erneut Synthie-Klänge, die von rhythmischem Schlagzeug und akustischen Gitarren begleitet werden. „Echo“ startet mit a cappella Gesang. Bevor erneut Synthies, akustische Gitarren und Streicher einsetzen. Später wird die Sängerin vorrangig von akustischen Gitarren begleitet. Obwohl das Album zumeist in ruhigem Fahrwasser unterwegs ist, tendiert es hier in Richtung Ballade. „Novae“ ist ein akustisches Zwischenspiel, bei denen Flöte und andere Holzblas-Instrumente dominieren. Es bildet die Überleitung zu „Starseed“. Hierzu wurde ein Video veröffentlicht. Die Sängerin wird mit wunderschönen Naturaufnahmen in Szene gesetzt. Die Instrumentierung ist sehr minimal. Der elfenartige Gesang von Eszter Anna Baumann kommt somit so richtig zur Geltung.
Zunächst flüstert Anna bei „Scylla“. Und wird begleitet von Chimes-Klängen sowie tiefen Synthies. Später hört man ein fast ängstlich klingendes Vibrieren in ihrer Stimme. Die später in ein Kreischen übergeht. „In The Secret Garden Of The Maenads“ beginnt mit mehreren Congas und Flötenklängen. Ruhig gehauchte etherische Gesänge werden von akustischen Gitarren begleitet. Hier zeigt die Sängerin ihre stimmliche Vielfalt, sowohl dunkel wirkender Gesang aber auch höhere Passagen. Und einen echten Text gibt es nicht, immer wieder werden dieselben Worte bzw. Silben wiederholt. Wie schon häufig zuvor lebt auch „Hekate“ von akustischen Gitarren und Streichern, welche den Gesang umschmeicheln. Bei „The Day I Die“ wird Anna von einem Piano begleitet.
mmhh. Von Dark Rock ist auf „She Of The Sea And Stars“ nicht viel übriggeblieben. Ich würde hier den Begriff Dark Pop ins Spiel bringen, welcher auch in der Presse-Info verwendet wird. Auf dem Album dominieren ganz eindeutig die ruhigen, besinnlichen Töne. Und Anna ist wohl auch das absolute Aushängeschild. Man möchte fast meinen, wir hören ein Solo-Album von Eszter Anna Baumann. Darauf würde auch das Platten Cover hinweisen. Auch wenn Ann my Guard nie im Mainstream unterwegs waren, so ist der Sound doch so außergewöhnlich wie meines Erachtens noch nie zuvor. Das Album muss man einfach in einer ruhigen Stunde anhören und genießen. Trotzdem würde ich mir für den Nachfolger eine Rückbesinnung auf den (Dark) Rock früherer Tage wünschen.
Review ebenfalls erschienen bei KEEP ON ROCKING MAGAZIN
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