65DAYSOFSTATIC - replicr, 2019

Tracklist:

  • pretext
  • stillstellung
  • d|| tl | | |
  • bad age 
  • 05|| | 1|
  • sister
  • gr[]v—_s
  • popular beats
  • five waves
  • interference_1
  • []lid
  • z03
  • u| || | th | r| d
  • trackerplatz

Info:

VÖ:  27.09.2019

Label:  Superball Music


Video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  8 / 10



Eins gleich vorweg. Freunde beinharter oder gitarrenorientierter Rockmusik können gleich was anderes lesen. Denn sie werden von den britischen Elektronik-Künstlern 65daysofstatic nicht bedient. Überhaupt passt diese Band von der Ausrichtung her eigentlich gar nicht zu einem Magazin wie Rock Castle Franken. Dennoch darf man der Band ein Kompliment machen. Denn in ihrem Genre des Elektro-Industrial-Avantgarde Stils bringen die Jungs mehr Ideen auf den Tisch, als manche Band in ihrer kompletten Diskographie.

 

„replicr, 2019“, genauso mystisch wie ungewöhnlich heißt das achte Album von 65daysofstatic, die schon 2004 mit „The Fall of Math“ albumtechnisch in Erscheinung getreten sind. Auch wenn mit Joe Shrewsbury ein reinrassiger Gitarrist mit an Bord ist, so spielen Gitarren an sich eine eher untergeordnete und nur begleitende Rolle. Der Fokus liegt auf elektronischen Samples, Synthies und Programming, sowie Beats, die nur partiell von Drummer Rob Jones übernommen werden.

 

Wer jetzt aber an tanzbare Industrialnummern denkt, liegt bei 65daysofstatic falsch. Viel Atmosphäre liefern die Briten in ihrem Klangkosmos, der manchmal an progressive Instrumentalisten wie Tides From Nebula oder gar an frühe Einstürzende Neubauten erinnert. Man spürt förmlich die Elektrizität, die durch den Äther fliesst, es kratzt, es beisst, aber es berührt auch mit mächtigen, erhabenen Sounds.

 

Mehrmals werden die einzelnen Songthemen durch kurze Zwischenüberleitungen, die namenstechnisch nur aus mathematischen (??) Kürzeln bestehen, verknüpft. So entsteht ein verstärkt cineastischer Kontrast, der einen an futuristische Filme oder Endzeit-Blockbuster wie Blade Runner oder Mad Max erinnert. Die ansonsten technisch anmutenden „Song“-Titel wie beispielsweise „stillstellung“, „interference_1“ bis hin zum Abschluß „trackerplatz“ sind ebenso ungewöhnlich wie faszinierend.

 

Zwischendurch entsteht der Eindruck, 65daysofstatic probieren verschiedenste Werkzeuge oder Instrumente aus, um deren Klangeindruck zu erforschen. Dies kann den Hörer ab und an überfordern, aber es tut der generellen Genialität des Gehörten keinen Abbruch. Viel Beats, viel treibende Rhyhtmen, viel Spannung – dieses Album lässt Gefühlswelten entstehen, die schonungslos, aber auch schön sein können.

 

„replicr, 2019“ ist sicherlich ein Nischen-Album für Leute, die für außergewöhnliche elektronische Musik, mal noisig, mal melodisch aber immer am Puls der Zeit zu gewinnen sind. Nix für Rocker an sich, aber sehr interessant.  



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