VÖ: 26.09.2025
Label: El Puerto Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Bei dieser Band hätte ich ohne Backgroundinfo auf eine Herkunft aus Deutschland getippt. Klingt der Sänger (und Gitarrist) Jonas Mansson doch irgendwo wie eine Mischung aus Dirk Thurisch (Angel Dust zu „Enlighten The Darkness“-Zeiten) und Sylvan-Goldkehlchen Marco Glühmann. Und auch musikalisch ist man nicht gar so weit weg von den genannten Bands. Moderner Powermetal mit Progmetal Anleihen und Alternative/Modern Metal Spuren. Doch Sole Syndicate, von denen wir hier sprechen, kommen aus Schweden. Wurden erst 2016 gegründet, haben seitdem aber bereits drei Alben veröffentlicht. „The Reckoning“ ist nun das vierte und eine echt spannende Angelegenheit.
Denn schon beim Opener „On The Back Of An Angel“ wird deutlich, das die Schweden auf reichlich Bombast stehen, ohne aber in diesen Symphonic-Kitsch auszuarten. Vielmehr sind es die großartigen Melodien, die mit vehementer Drum-Wucht (Alfredor Sousa) fulminant in Szene gesetzt werden, und die starken Refrains, welche die Quintessenz des Sounds von Sole Syndicate bedeuten. Keyboard-Spielerin Katja trägt eine erhebliche Rolle dazu bei und setzt die Songs in ein atmosphärisch dichtes Soundgewand, das auch jeder Progmetal-Band zur Ehre gereichen würde. Man spricht von Einflüssen solch illustrer Kapellen wie Van Halen, Metallica, Nine Inch Nails oder Dream Theater. Vielleicht gibt’s mal das ein oder andere Zitat in den Songs, ansonsten kann ich allerdings keine großartigen Ähnlichkeiten erkennen.
Wunderbare Hymnen wie „Rise Like A Phoenix“, „Eyes Of The Storm“ und „Heavy Is The Heart“ bringen neben wuchtigen Drums immer auch gutes Gitarrenspiel mit sich. Oft sehr modern angeschlagen und auch an Bands wie Evergrey erinnernd. Dennoch mit einem ordentlichen Pfund Powermetal in der Seele, was bei „The Voice Inside“ und „Valley Of The Kings“ etwas geradliniger abläuft als bei vielen anderen, komplexeren Songs. „The Mob Rules“ ist ein wenig zweischneidig. Hört man die Lyrics, ist der Track eine einzige Hommage an DIO/Black Sabbath/Rainbow, beginnt aber ganz stilfremd mit Didgeridoo-Klängen und der Song lässt eher Industrial-Muskeln spielen. Irgendwie ein komisches Unterfangen, ohne das die Nummer jetzt schlecht wäre.
Ein bisschen belanglos kommt „Love Is Only“ rüber, einfach weil im Vergleich zum Rest zu wenig passiert. Dafür ist das Abschluß-Stück „Miracle“ eine Piano-eröffnete Powerballade vom Feinsten, die auch mit symphonischen Elemente ihren Reiz ausübt und zur Bombast-Gänsehautnummer wird. Tolles Ende eines vielversprechenden Albums.
Klar, vom Sound her muss man modernen Klängen aufgeschlossen gegenüber stehen. Dennoch entfaltet sich bei „The Reckoning“ ein ganz eigener Charme, der im Prinzip über das ganze Album mit Soundwucht glänzt, fantastische Melodien bereithält und großartige Ohrwurm-Refrains im Gepäck hat. Sole Syndicate sind somit sicherlich für Fans modernen Powermetals als auch Freunde des gepflegten Prog(metal) a’la Sylvan oder Vanden Plas interessant. Sehr starkes Album dieser Schweden.
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