VÖ: 25.07.2025
Label: Frontiers Muic s.r.l.
Autor: Kroll
Bewertung: 6 / 10
Eile mit Weile? Nachdem die kanadischen Melodic-Rocker im vergangenen Jahr nach fünfzehnjähriger Pause mit dem Album „Alive“ ein überraschendes Comeback feierten, legt die Band nun, gut ein Jahr später, den Nachfolger vor. Wieder zehn Songs in einer halben Stunde – quantitativ viel zu dürftig. Diese kurze Laufzeit wurde auf dem Vorgängeralbum allerdings durch das hervorragende Songmaterial mehr als wettgemacht. Leider ist das auf diesem Album „Wake Me When The Sun Goes Down“ etwas enttäuschend. Es wirkt, als wären dies die Überbleibsel einer einzigen Songwriting-Session, deren beste Songs bereits auf „Alive“ verwendet wurden.
Nicht, dass das, was die Band abliefert, wirklich schlecht wäre; es ist nur alles etwas weniger eingängig und inspiriert, als wir es gewohnt sind. Sänger Johnnie Dee und Gitarrist Derry Greham sind erneut die Herausragenden. Ersterer ist immer noch mit exzellenten, nahezu verschleißfreien Stimmbändern gesegnet, und Letzterer liefert eine herausragende Leistung mit (zu) kurzen Soli und eingängigen Riffs ab.
Die Single „I Fly“ beginnt mit einem angenehmen Uplift, ist aber schnell wieder vorbei. Der Nachfolger „Way of the World“ ist etwas knackiger und kraftvoller, aber auch etwas anonymer. Vor allem der Refrain will einfach nicht haften. Leider gilt das Gleiche für „Every Minute“, wo ich nur während des kurzen Solos aufhorche. Wo sind nur die durchgehenden, eingängigen Refrains geblieben, meine Herren? Das klingt alles zu sehr nach Melodic-Rock-Lehrbuch. Zum Glück sticht die Ballade „Way Too Fast“ etwas hervor. Nein, sie ist sicher nicht „What Does It Take“ (einer ihrer 80er-Hits), aber kompositorisch ist sie zumindest etwas leidenschaftlicher. Schade, dass das Gitarrensolo nicht etwas länger dauert.
Unter den Songs der „Honeymoon Suite on Autopilot“ gibt es ein paar Lichtblicke. Wie die schön konstruierte Semi-Ballade „Live On“ mit Dees einfühlsamem Gesang und einem schönen Solo als Einleitung. Der längste Song (3:45 Minuten!), „Keep Our Love Alive“, glänzt mit tollen Harmonien. Den Kid-Rock-artigen Country-Rock von „Unpredictable“ hatte ich nicht erwartet, daher ist er durchaus willkommen. Dann, in typischer AOR-Manier, beschließt „Ever Leave You Lonely“ das Album etwas glanzlos, allerdings wieder mit einem umwerfenden Solo.
Tja, leider werden die guten alten Zeiten mit diesen neuen Songs der „Bridal Suite“ nicht wieder aufleben. Offenbar fehlte ihnen diesmal die Inspiration, um wirklich überzeugende Stücke zu kreieren. Es ist alles einfach ein bisschen zu einfach. Meine Herren, lasst euch von nun an mehr Zeit beim Songwriting. Ich lege nochmal „Alive“ auf oder einen ihrer Achtziger-Hits.