Interview mit Hagen Bretschneider von ELECTRIC MUD



 

RCF:  Hallo Hagen, Electric Mud sind einigen wahrscheinlich noch nicht ganz so bekannt. Erkläre uns doch bitte zu Anfrang mal kurz etwas über den bisherigen Werdegang von euch.

 

Hagen: Hallo Erich, die Electric Mud Story beginnt 2011, als der Sohn einens Freundes 14 Jahre alt wurde und seine erste E-Gitarre bekam. Lennart begann sofort Soli zu üben und träumte sich hoch in den Gibson Les Paul - Himmel. Ich weiß, dass der Absturz tief sein kann und fragte ihn, ob wir nicht zusammen Musik machen wollen. Dann müsse er aber songdienliche Riffs üben und nicht wilde Soli. Er erklärte sich dazu bereit und ich holte meinen inzwischen verstaubten Bass aus dem Keller. Damit das alles noch mehr Spaß machte setzten wir seinen Vater an einen kleinen Drumcomputer. In dieser Zeit entstanden bereits die Urformen von Heads in Beds und Black Dog, die bis heute zu unseren beliebtesten Tracks gehören. Irgendwann kam die Idee auf, das alles mal aufzunehmen. Mein Freund Nico Walser, Multi-Instrumentalist und erfahrener Klang-Zauberer, begleitete uns von Anfang an, stand immer mit Rat und Tat zur Seite und produzierte schließlich das erste Album 2013, das eigentlich nur für uns und unseren Freundeskreis bestimmt war. Da die Resonanz ermutigend war, entschließen wir uns, Electric Mud weiter zu entwickeln. Unsere Musik wurde zunehmend komplexer und die folgenden Alben wurden immer aufwendiger produziert. Wo wir hinwollen, zeigt am besten unser letztes Album „The Deconstruction of Light“. Aber es geht weiter. Wir arbeiten gerade an neuen Stücken. Seit einigen Jahren sind wir nicht mehr das Live-Trio von 2011, sondern ein Studio-Projekt. Unser Motto: „Die Rockmusik. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2019. Dies sind die Abenteuer von Nico Walser und Hagen Bretschneider, die unterwegs sind, die Grenzen der Rockmusik auszuloten.“

 

RCF:  Wie kann ein 14 Jähriger dazu bewegt werden, solche nicht gerade einfache Musik zu spielen. Kann man zu einem solchen Zeitpunkt bereits ein solch ausgeprägtes Musikverständnis haben. Oder hast du hier abseits von songdienlichen Riffs gleich die Ober-Federführung übernommen ?

 

Hagen:  Lennart ist in einer musikalischen Familie mit Neil Young aufgewachsen. Die ersten Riffs, das hört man auf dem ersten Electric Mud Album, sind oft noch sehr Bluesrock-orientiert und noch nicht so ausgefeilt. Du hast recht, ich habe gleich die Federführung übernommen aber Lennart (hoffentlich) genug Raum für eigene Ideen überlassen.

 

RCF:  Ja, Ideen sind ja zur Genüge vorhanden. Habt ihr von Anfang an vorausgesetzt, rein instrumental zu Werke zu gehen, oder gab es auch mal den ein oder anderen Gedanken, sich mit Gesang zu ergänzen ?

 

Hagen:  Zunächst waren wir offen für alles, auch für Gesang. Wir haben viele Anfragen von Sängern bekommen, die unsere Musik als Grundlage für ihre Texte nutzen wollten. Das haben wir gern zugelassen. Die Ergenbisse fanden wir meist sehr spannend. Das werden wir gern auch weiterhin ermöglichen. Doch unser Ding bleibt weiterhin die instrumentale Musik.

 

RCF:  ...und die ist reichlich spannend gestaltet. Kommen wir somit zu eurem neuen Album "The Deconstruction of Light". Was verbirgt sich hinter dem Titel ? Das Albumcover ist ja auch reichlich düster gestaltet...

 

Hagen:  Mit dem Selbstoptimierungswahn setzen wir uns freiwillig der Leistungs- und Konkurrenzideologie unserer Gesellschaft aus. Gut drauf sein ist Pflicht. Das ist absurd. Das Leben ist facettenreicher. Wer auch mal schlecht drauf ist, wird schnell ausgegrenzt. Das alles findet statt auf einem Fundament, das wir sozial und ökologisch zerstören. Ich finde, dass diese Themen auch in der Musik Ausdruck finden dürfen. Es muss ja nicht immer alles "Spaßterror" sein. "The Deconstruction of Light" ist aber nicht nur düster. Rockige Grooves, sphärische Elemente und schöne Momente finden auch ihren Platz.

 

RCF:  So in etwa haben wir das in unserem Review über das Album ja auch erwähnt. Gerade "Canary In A Cathouse"verdeutlicht dies trotz des Unheil verkündenden Songtitels eindrucksvoll. Man könnte diesen Song meiner Meinung nach als Refrerenz für den Sound von  Electric Mud ausloben. Wie geht man bei einem sochen, sehr langen Stück an das Songwriting heran und wie lange brauchst Du bis alles endgültig steht ?

 

Hagen:  Die Basis oder die Grundidee für unsere Tracks sind meist ein Guitar Riff oder ein interessanter Basslauf. Darauf setzen wir unsere Arrangements und fügen weitere Elemente hinzu. Diese Elemente können aus ganz unterschiedlichen Musikrichtungen stammen. Ab und an wirft man uns deshalb einen zu großen Stilmix vor. Wir finden das jedoch spannend und fühlen uns diesbezüglich ganz frei. Die Longtracks waren einst mal kurze Stücke. Im Lauf der Jahre haben wir sie erweitert, neue Ideen entwickelt und eingebaut.  

 

RCF:  Sind das generell Eure persönlichen, musikalischen Vorlieben ? Ich meine, immer mal wieder auch Pink Floyd herauszuhören. Oder arrangiert sich jeder mit dem Geschmack des anderen, was dann ein breitgefächertes Klangspektrum ergibt ?

 

Hagen: Nico und ich kennen uns bereits seit unserer Schulzeit. Wir haben auch schon früher zusammen Musik gemacht. Wir kennen uns also, nicht nur musikalisch, schon seit vielen Jahren. Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack. Das vereinfacht die Zusammenarbeit natürlich sehr. Wir erfinden das Rad nicht nicht neu. Unser Ziel sind frische Variationen, ein überraschnder Genre-Mix und unsere Helden wie z.B. Pink Floyd zu ehren. "We are standing on the shoulders of giants"

 

RCF:  Probt ihr regelmäßig eure Songs ein, oder ist dies weniger notwendig, da ihr mittlerweile ja ein reines Studioprojekt seid. Und wie muß man sich bei euch den Aufenthalt im Studio vorstellen, wie laufen die Aufnahmen in der Regel ab ?

 

Hagen:  Als Studioprojekt üben wir nicht mehr ganze Songs ein. Wir üben einzelne Instrumente oder Soli, wenn wir sie nicht aus dem Stehgreif gut genug spielen können. Für mich als Bassisten ist es so, dass ich manche Läufe bis zur Aufnahme häufig probe, weil es dann ja locker und entspannt klingen soll. Aufgenommen wird in Nico's digitalem Tonstudio bei ihm zuhause. Wir nehmen die Stücke nicht im Ganzen auf, wenn sie fertig sind. Unsere Tracks entwickeln sich meist über längere Zeiträume. Nico kann im eigenen Studio sofort jede neue Idee (z.B. eine neue Sequenzer-Spur) umsetzen und dann schauen wir, ob das funktioniert. So entwickeln sich die Tracks in einem kontinuierlichen Prozess, bis wir damit glücklich sind.

 

RCF:  Ich könnte mir vorstellen, daß bei dieser komfortablen Arbeitsweise auch viele Ideen liegenbleiben, da sie zu dem Zeitpunkt nicht erste Wahl sind. Bleiben solche Ideen in der Rückhand für spätere Arbeiten oder sagt ihr "einmal nicht verwendet, dann gar nicht zu verwenden" ?

 

Hagen:  Ja, da beibt ab und an mal eine Idee liegen. Die kommt dann in die Schatztruhe und wird dann eventuell an anderer Stelle eingesetzt.

 

RCF:  Habt Ihr denn schon neue Songs in Bearbeitung ? Immerhin ist "The Deconstruction Of Light" ja auch schon wieder ein Jahr alt...

 

Hagen:  Ja, wir arbeiten schon seit Monaten an einem neuen Album.

 

RCF:  Kannst du schon etwas über die neuen Songs sagen ? Wird die Ausrichtung ähnlich sein, wie das letzte Album?

 

Hagen:  Ich hoffe, dass wir den nächsten Entwicklungsschritt schaffen. Bisher bin ich sehr zuversichtlich

 

RCF:  Wie würde der nächste Entwicklungsschritt aussehen ?

 

Hagen:   Die Beurteilung, ob wir unsere Musik weiterentwickeln konnten überlasse ich gern unseren Fans

 

RCF: Ok, dann danke ich Dir für dieses Interview. Falls Du noch etwas loswerden willst, nur zu...  

 

Hagen:  Ich danke dir, Erich! Always Happy Listening!

 

 

 

Interview:  Kerbinator


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