VÖ: 09.09.2016
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Düster, melancholisch, hochmelodisch und spannend – so kann man erneut das neueste Album der Schweden Evergrey bezeichnen. „The Storm Within“, so der Titel“, knüpft dabei nahtlos an den Vorgänger „Hymns For The Broken“ an, wobei man generell sagen kann, daß Evergrey Alben generell eine hohe Wiedererkennungswertigkeit besitzen und man bisher auch noch nicht von einem schlechten Release der Band sprechen kann. Mittlerweile ist die Band im 20. Jubiläumsjahr und dem 10. Album angekommen. Ein Ziel, welches sich Mainman Tom S. Englund immer gesetzt hatte. Nämlich mit seiner Band 10 Alben zu veröffentlichen. Wollen wir aber mal hoffen, daß damit nach „The Storm Within“ nicht Schluß ist.
Denn das neue Album setzt diesmal mehr denn je auf eingängige Melodien und Refrains, die im Gegensatz zu den progressiven Aufbauten und härteren Phasen stehen. Gleich im Opener „Distance“, zu dem man auch ein herrliches Video veröffentlicht hat, ist dies vehement zu spüren. Obwohl der Song teilweise von modereren, tiefer gestimmten Gitarrensounds lebt, lässt einen der Refrain nicht mehr so schnell los. Spätestens nach dem zweiten Hören, kriegt man den Song nicht mehr aus dem Ohr. Eine wohlige Gänsehaut macht sich wie so oft beim Hören von Evergrey-Songs breit und wenn am Ende noch eine Art Kinderchor den Refrain singt, muß man schon mal eine gewisse Ergriffenheit attestieren.
Mit „Passing Through“ und „Someday“ geht es ähnlich weiter. Der Melodiefaktor wird nochmals in die Höhe geschraubt und das von Tom's Gesang getragene Albumkonzept über innere Zerrissenheit nach einem persönlichen Verlust und interstellarer Auseinandersetzung vorangetrieben. Auch „Astray“ nimmt den gesponnen Faden weiter auf und man fragt sich, wann Evergrey in diesem Album mit Hitqualitäten nachlassen. Eigentlich überhaupt nicht, wenn auch das folgende „My Allied Ocean“ und „The Lonely Monarch“ nicht so eingängig rüberkommen. Gerade „My Allied Ocean“ hebt den Härtegrad in die Höhe und bildet somit einen guten Gegenpol zu den bis dahin gehörten melodischen Überfliegern.
Für den mit spacigen Keyboardklängen versehenen Hit „In Orbit“ hat sich Englund Unterstützung durch Nightwish-Elfe Floor Jansen geholt. Sicherlich hätte der Sänger diese Nummer auch souverän alleine gestemmt, aber Floor ist nun mal in aller Munde und dient sehr akkurat als Mittel zum Zweck. Besser läuft das Duett mit Carina Englund bei der tragisch-schönen Ballade „The Paradox of the Flame“ ab. Hierbei handelt es sich ja bekanntlich um Tom's Gattin, was der Harmonie und Gefühlsakrobatik zusätzlich dient. Das ist nicht einfache ein am Reißbrett entworfene Quoten-Ballade. Durch die depressiv traurige Grundstimmung mit tollen sphärischen Bombastausbrüchen zwischendurch, nimmt der Song auch in ruhigerem Moment die typische Evergrey Melancholie auf.
Nach dem traditionelleren „Disconnect“ holt die Band zum Schluß mit dem Titeltrack „The Storm Within“ nochmal zum großen ProgMetal Schlag mit epischer Tragweite aus. Ein würdiges Final für ein außergewöhnliches Album, welches man Evergrey durchaus zugetraut, aber nicht unbedingt erwartet hätte.
Evergrey setzen die Meßlatte mit „The Storm Within“ im Bereich Progressive Power Metal wieder einmal sehr hoch und ist aufgrund der Hitdichte noch stärker einzuordnen, als die letzten bei weitem nicht schlechten Releases der Band. Man will das Album sofort neu auflegen, wenn es endet und das ist sicher ein Zeichen, daß die Band einen zukünftigen Klassiker erschaffen hat und in der Diskographie sehr weit oben rangieren wird.
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